Im März und April haben wir weitere Biere für die 250 Jahre Feier der TU Clausthal gebraut und auch eine mindestens 350 Jahre alte Eiche in Nordrhein-Westfalen nebst dem benachbarten Haus aus dem Jahre 1647 zwecks Suche nach Hefen beprobt. Diese Proben sind aktuell im Labor der Kollegen der TU München in Freising/Weihenstephan und werden dort auf das Vorhandensein von Hefen untersucht.
Am 19. und 20. März haben wir in zwei Brauvorgängen mit unserer BrewTools 150 Pro insgesamt 200 Liter „Amber Lager“ gebraut. Die Schüttung bestehend aus Pale Ale Malz, Münchner Malz und Melanoidinmalz wurde mit dem isothermen Hochtemperaturmaischverfahren gemaischt. Durch weitere Optimierungen des Prozesses können wir dafür mittlerweile auch die Malzrohrtechnik reproduzierbar anwenden und erreichen bei einer Stammwürze von 11 °P Alkoholgehalte um 2,5 % vol, was nur wenig über der aktuell erreichbaren unteren Grenze von 1,9 % vol bei dieser Stammwürze liegt.
Der große Vorteil gegenüber unserem BrewTower, der über ein klassisches Rührwerk verfügt, liegt im wesentlich geringeren Aufwand für die Reinigung. Die mit Sauergut versetzte Würze wurde mit einem nicht-isomerisierten Hopfenextrakt gekocht und im Whirlpool mit Hallertauer Mittelfrüh, Hallertauer Tradition und Saazer aromatisiert. Die Vergärung in Tank Siegfried erfolgte mit einer tschechischen Pilsner Hefe unter Druckaufbau, und die Gärung war am 24. März bereits abgeschlossen, mit einem Alkoholgehalt von 2,5 % vol. Die Bittere dieses Bieres ist sehr moderat, mit milden malzigen Noten.
Am 25. und 26. März haben wir ein weiteres Pale Ale gebraut. Die Schüttung bestand jeweils aus Pale Ale Malz und Carahell und wurde in der BrewTools 150 Pro isotherm bei hoher Temperatur gemaischt. Die Würze wurde mit nicht-isomerisiertem Hopfenextrakt gekocht und im Whirlpool bei rund 80 °C mit Cryohop von Yakimachief (Nectaron und Simcoe) aromatisiert. Diese Temperatur ist die untere Grenze, um die Amylasen in den Hopfen zu denaturieren, zumal sowohl Nectaron als auch Simcoe bei Kalthopfung einen ausgeprägten HopCreep-Effekt zeigen. Für die Kalthopfung haben wir daher eine kleine Menge des Produktes Hyperboost von Yakimachief in der Variante „Simcoe“ zugegeben, die Vergärung erfolgte in Tank Volker mit der Hefe „Pomona“ von Lallemand Brewing, die ihrerseits tropische Aromen produziert.
Generell konzipieren wir unsere Pale Ale Biere in der Aromatisierung mild, wobei unser Hauptaugenmerk auf Alkoholgehalten zwischen 2 und 3 % vol liegt. Aufgrund einer Formulierung im sog. vorläufigen Biergesetz von 1993 nennen wir unsere Pale Ale Biere grundsätzlich „Bierspezialität“, da Hopfen eigentlich nur in der Kochphase zugegeben werden darf, wenn man das Getränk als „Bier“ bezeichnen möchte. Die Hintergründe dazu werden in der Vorlesung „Theorie und Praxis der Bierbrauerei" erläutert.
Am 15. April haben wir ein Quinoa Pale Ale gebraut, dessen Schüttung zum größten Teil aus Quinoamalz bestand, welches an der TU München für die Dannhäuser Quinoa GbR hergestellt wurde. Wir haben ferner ein wenig unvermälzte Quinoa verwendet sowie eine kleine Menge eines enzymstarken Gerstenmalzes. Gemaischt haben wir im sog. Hoch-Kurz-Maischverfahren in einer unserer Anlagen mit Rührwerk, und die von uns verwendete Menge an Gerstenmalz führte zu einer problemlosen Verzuckerung. Gekocht wurde die Würze mit einem nicht-isomerisierten Hopfenextrakt. Die Whirlpool-Hopfung erfolgte mit dem Yakimachief Produkt Dynaboost in der Variante Sabro, für die Kalthopfung im Gärgefäß wurde von Yakimachief Cryohop in den Varianten Simcoe und Nelson Sauvin verwendet, die Vergärung erfolgt mit der Hefe „Pomona“ von Lallemand Brewing.
Um die kleine Menge an Gluten, die aus dem Gerstenmalz eingetragen wurde, abzubauen, haben wir ein glutenabbauendes Enzym zugegeben. Die Ergebnisse einer kürzlich abgeschlossenen Bachelorarbeit zeigen, dass unter diesen Bedingungen Gluten nach rund 2 Wochen auf einen Wert unterhalb der Nachweisgrenze der ELISA-Methode von 10 mg/kg abgesenkt werden kann und das Bier dann auch glutenfrei ist. Der Alkoholgehalt lässt sich nicht sicher vorhersagen, dürfte wegen der Kalthopfung mit Simcoe und Nectaron jedoch mit 11 °P um 5 % vol liegen. Da das vorläufige Biergesetz von 1993 in einigen Punkten nicht erfüllt ist (Quinoamalz, unvermälzte Quinoa, Enzymzugabe, Kalthopfung), wohl aber ausnahmslos das Lebensmittelrecht, darf dieses Bier nur als „Brauereierzeugnis“ bezeichnet werden. „Was sieht aus wie ein Bier, riecht wie ein Bier und schmeckt wie ein Bier, ist aber kein Bier?“ – ein Quinoa Pale Ale eben.
Am 17. April haben wir dann in zwei Durchgängen ein sog. „Kellerbier“ gebraut, selbstverständlich mit dem isothermen Hochtemperaturmaischverfahren. Recherchiert man im Internet, was ein Kellerbier ist, findet man Schlagwörter wie „Lagerbier“, „Naturtrüb“, „Hefe“. In der Regel ist daher ein untergäriges Bier gemeint, das naturtrübe ist, ein wenig bitter mit geringem Kohlensäuregehalt. Die Farbe kann hell sein aber auch bernsteinfarben bis hin zu dunklen Tönen. In der Datenbank der „Müggellandbrauerei“ (siehe auch BräuReKa oder braureka) finden sich zahlreiche Rezeptvorschläge, die teilweise nur wenige Übereinstimmungen zeigen.
Vor dieser unklaren Kulisse haben wir daher pragmatisch gebraut, denn als Gemeinsamkeiten ließen sich immerhin noch finden, dass das Bier süffig sein soll, naturtrüb und eben untergärig. Die Schüttung haben wir einfach gehalten, bestehend aus Pale Ale Malz und ein wenig Melanoidinmalz. Gemaischt wurde in der BrewTools 150 Pro, gekocht wurde die Würze mit nicht-isomerisiertem Hopfenextrakt, die Aromahopfung erfolgte im Whirlpool mit Saazer. Die Vergärung erfolgt in Tank Siegfried mit einer tschechischen Pilsner Hefe. Dieses Bier wird nach Abziehen der Hefe für gut 6 Wochen in Tank Siegfried reifen und wird im Rahmen der 250 Jahre Feier der TU Clausthal ausgegeben.
Wir werden mit zwei der im Harz gefundenen Hefen, über die wir am 23. April auf dem Symposium in der Brauerei berichten werden, noch einmal Biere brauen, und zwar mit den Hefen Lachancea Thermotolerans und Saccharomyces Paradoxus. Beide Hefen, die in der Rinde und im Boden einer Traubeneiche zwischen Vienenburg und Immenrode im Vorharz gefunden wurden, sind maltotriosenegativ, und mit 10 °P haben wir zwei wohlschmeckende Biere erzielen können. Das erste hat einen sehr mild säuerlichen (pH 4,1) Charakter mit tropischen Fruchtaromen, das zweite erinnert im Charakter an ein Weizenbier. Bei beiden Bieren ist erfreulich, dass sie jeweils nur 1,3 % vol an Alkohol enthalten und damit immerhin alkoholarm sind. Darüber hinaus werden wir regelmäßig auch wissenschaftlich brauen, über diese Versuche hier aber nicht berichten.